Filmvorführung „Die Möllner Briefe“

Am 18.11.2025 haben wir als Berliner ver.di Betriebsgruppe des Bundesarchivs unsere erste
Veranstaltung für interessierte Mitarbeitende angeboten. Gemeinsam haben wir den
Dokumentarfilm Die Möllner Briefe angeschaut und im Anschluss ein Gespräch mit der Regisseurin
Martina Priessner geführt.
Kurz zum Film:
1992 wurden in Mölln, Schleswig-Holstein, rassistisch motivierte Brandanschläge auf zwei
Wohnhäuser verübt, in denen türkische Familien wohnten. Bei diesen Anschlägen starben Bahide
Arslan, Ayşe Yılmaz und Yeliz Arslan. 2019 entdeckte eine Studentin im Möllner Stadtarchiv tausende
Solidaritäts- und Beileidsbriefe sowie konkrete Hilfsangebote aus der Gesellschaft, die an die
betroffenen Familien gerichtet waren. Die Studentin kontaktierte İbrahim Arslan, der als Kind die
Brandanschläge überlebte, um von Ihrem Fund zu berichten. All diese Briefe hatten nie ihren Weg zu
den Familien gefunden.
Der Film begleitet İbrahim Arslan dabei, wie er sich mit vier Frauen trifft, die 1992 Solidaritätsbriefe
verfasst haben. Drei von ihnen waren damals selbst noch Kinder. İbrahim und seine Familie versuchen
außerdem mit dem heutigen Bürgermeister der Stadt Mölln und dem Archivar, der auch bereits 1992
seinen Beruf im Stadtarchiv Mölln ausübte, aufzuklären, wie es dazu kam, dass die Briefe im Archiv
landeten anstatt den Familien Trost und Hilfe zu bieten. Der Film erzählt einerseits die traumatische
Geschichte der Betroffenen und deren Nachwirkungen bis heute und andererseits von migrantischer
Selbstbestimmung und dem Misstrauen gegenüber öffentlichen Institutionen.
Wir wollten den Film gemeinsam mit interessierten Mitarbeitenden schauen, um uns unserer
eigenen Verantwortung als Mitarbeitende des Bundesarchivs bewusst zu werden. Im Gespräch mit
Martina Priessner wurde u. a. darüber gesprochen, wer diese Gesellschaft ist und welche Geschichte
in deutschen Archiven überhaupt erzählt/überliefert wird? In diesem Zusammenhang ging es auch
darum, ob wir als Bundesarchiv wirklich das „Gedächtnis der Gesellschaft“ sind, oder wir nicht doch
nur einen kleinen Teil der Mehrheitsgesellschaft abbilden?
Wir möchten uns herzlich bei allen bedanken, die ihren Feierabend mit uns verbracht haben und sich
so rege am Gespräch im Nachgang beteiligt haben. Unser Dank gilt auch Herrn Hollmann für die
freundliche Genehmigung zur Durchführung der Veranstaltung und natürlich dem ver.di Landesbezirk
Berlin-Brandenburg, der die Kosten für den Filmverleih und die Gage der Regisseurin übernommen
hat.
Freut euch gemeinsam mit uns auf weitere spannende Veranstaltungen die wir für die Zukunft
planen.
Bleibt gesund und solidarisch!

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